Die Fächersprache
Langweilte sich eine unternehmungslustige Dame in einer Gesellschaft, signalisierte sie, daß sie Bekanntschaft suche.
Sie hält den geöffneten Fächer in der linken Hand halb vor das Gesicht und fächelt sich zu, d. h. komm zu mir.
Hat sie einen Herrn entdeckt, der ihr gefällt, so übermittelt sie ihm: Komm und unterhalte Dich mit mir.
Sie trägt dann den Fächer geöffnet in der linken Hand und winkt dem Herrn unmerklich zu. Ist sie dann in Leidenschaft zu ihm entbrannt, sagt sie ihm: Ich liebe Dich! Fächer geöffnet mit der linken Hand über die Wange gleiten lassen.Durch den im 16. Jahrhundert florierenden portugiesischen Handel mit Ostasien gelangte der Fächer neben Gewürzen und anderen fernöstlichen Waren nach Europa. Der Handel mit diesem neuen Nutzinstrument begann zu erblühen und durch eine immer größere Nachfrage entstanden eigene europäische Produktionen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Handwerk des Fächermachers anerkannt und der Zusammenschluss in eigene Fächerzünfte ließ nicht lange auf sich warten. Der Siegeszug durch Europa begann.
Nicht nur die kostbaren Materialen, wie Perlmutt, Elfenbein, Edelstein oder Blattgold, die vor allem während des Rokoko, der ersten großen Blütezeit verwendet wurden, machten den Fächer unersetzlich, sondern auch seine Nützlichkeit innerhalb des gesellschaftlichen Lebens. Die strengen Regeln und Verbote mit denen sich die jungen Adligen und später dann auch die bürgerlichen Damen konfrontiert sahen, waren mit der Erfindung der Fächersprache ausradiert. Endlich konnte man sich seinem Verehrer oder Auserwählten mit lautlosen Botschaften in charismatischer Form nähern.
Die Zeit der Heimlichkeiten unter den Geliebten war dahin, die Zeit des Fächers passé. Natürlich findet man ihn heute noch, doch dann meist als Souvenir, in Spanien gern mit Flamenco- und Toreromotiv, als Filmrequisite oder bei traditionellen Festen. Damit die Sprache dieses wunderbaren Instruments nicht ganz verloren geht, hier nun die wichtigsten Formeln der Liebe und vielleicht findet sich jemand der die lautlosen Worte erwidern kann.
Die Fächersprache entwickelte sich bereits im 17. Jahrhundert in Spanien und wurde in den anderen europäischen Ländern begeistert aufgenommen. In London und Paris sollen sich sogar Fächerakademien herausgebildet haben, um die Damen und Herren das gehauchte Handwerk zu lehren.
Aller Liebeserklärungen zum Trotz hielt sich die Bedeutung des Fächers nur bis zum Ende des 2. Weltkrieges
quelle:http://www.caiman.de/amor/faecher/faecherdt.shtml